Im Zeitraum von Juli 2005 bis Februar
2006 wanderte ein 30 x 40 cm. großes Kupferblech zwischen den Ateliers
Martin Konietschke in Dieburg + Bodo W. Klös in Lich mal per Post
, mal per Bote gebracht - hin und her.
Sie wurde bekratzt und gefeilt, mit
Aquatinta versehen und beschliffen - der Eine führte die Arbeit des
Anderen fort oder zerstörte sie. Es gab keine Absprachen und das Ende
war offen. Der „Faden" war die gemeinsame Vorliebe der beiden
Künstler für die Technik der Radierung und ihre vielfältigen
Möglichkeiten.
Jeder der zwölf Zustände wurde von
Paul Klös, „Bessinger Handpressendruck", zwanzig mal auf
Hahnemühle Bütten 350 gr. im Format 40 x 53 cm. gedruckt -
zusätzlich der üblichen Proben.
Im Februar 2006 nach dem zwölften
Zustand wurde das Kupferblech in zwanzig Teile gesägt und jede der
entstandenen zwanzig Mappen erhält ein Stück der Originalradierplatte.
Die Mappe wurde in der Papierwerkstatt von Ingrid Trommer
in Königshain bei Chemnitz hergestellt.
BK: „Für Martin mach´ ich mal einen
Tisch, den kann er dann decken."
MK: „...wenn ich das seh´ werd´ ich
augenblicklich müde. Dieser Tisch wirkt auf mich wie die Freud’sche
Taschenuhr. Mir fällt nichts ein. Nie mehr!"
BK: „Ich muß dem Martin einen Raum
schaffen, sonst verlegt der das ganze an die Küste. Der ist zur Zeit auf so
einer Sandstrandtour"
MK: „Es ist unglaublich! Die Lampe wollte
ich eigentlich machen. Das glaubt mir natürlich kein Mensch. Aber es ist so!
Ich dachte noch: Das nächste mal laß ich eine Glühbirne quer durchs Bild
pendeln. Es braucht eine Diagonale. Die Welt wird staunen. Und dann kommt die
Platte mit Glühbirne zu mir zurück. Es ist unheimlich. Oder demoralisierend.
Ich kann mich noch nicht entscheiden. Wahrscheinlich ist es unheimlich
demoralisierend. Aber wenn der glaubt, er könne mir mein Seestück versemmeln
- wo ich die Dinger gerade so locker im Handgelenk habe - der wird sich
wundern. „
BK: „Diese (!) Meerjungfrau bedien´ ich
doch mal gerne!"
PK: „Können die nicht mal den Rand der
Platte richtig bearbeiten?"
MK: „Da hilft jetzt nur noch ein
deutliches, maritimes Zeichen. Lassen wir doch mal den weißen Hai in die
Suppe platschen. Und der wird so lange geätzt, bis er hinten wieder
rauskommt."
BK: „Den Hai schmirgel ich zu Kupferstaub,
der muß weg. Haben die im Ried Haie am Tisch? - Außerdem fühl´ ich mich
jetzt mal nicht mehr für Tiere zuständig."
PK: „Denkt ihr auch mal an die
Plattenränder? Die sind unmöglich beim Druck."
MK: „Es ist desaströs! Was hat er denn
jetzt gegen Haie? Wo ich mir so viel Mühe gegeben habe. Ich fasse es nicht.
Der Haie schönster ist entzwei...äh...was für einen Stellenwert hat
eigentlich der Hai in der Psychoanalyse?"
BK: „Bellevue ......und ich sag noch:
Achtung der Ochse (Boef) aber er hört ja nicht und schon wird`s himmlisch.
Ich verschaff` dem Engelchen von Martin mal einen schönen Ausblick"
MK: „Wenn ich gemein wäre, würde ich
jetzt der Dame ohne Oberleib einen Seehasen zwischen die Schenkelchen klemmen,
um meine einmal eingeschlagene maritime Richtung auch weiterhin zu behaupten.
Da ich jedoch nicht den blassesten Schimmer habe, wie ein Seehase aussieht,
muß es mit einem redlichen, deutschen Qualitätsfeldhasen getan sein. Was
für einen Stellenwert hat eigentlich der Feldhase in der Psychoanalyse? Und
was bedeutet eine spärlich bekleidete Dame mit einer Schere in der Hand? Da
wird selbst mein unschuldiger Hochseeputto nervös."
BK: „... das gibt ja einen leckeren
Hasenbraten. Und ich gönne Martin jetzt doch sein Seestück, dafür möchte
ich aber meinen Hahn wieder haben.
MK.: Manch ein Künstler, dann und wann /
weil tiefe Zweifel an ihm nagen / kann sein Werk nicht mehr ertragen / und
beschließt, was er ersann / nach allem Mühen, Plagen, Streben / der
Rückseite des Ruhmes eben /den zu erhaschen ihm mißlang / unter inwendigen
Schmerzen / mit Stiel und Stengel auszumerzen. / Und in seinem Übereifer /
greift er flugs zum Winkelschleifer...
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