Hof – „Achten Sie auf die Feinheiten“, sagte Annie Sauerwein, die Vorsitzende des Hofer Kunstvereins. Gemeint waren, im Besonderen, die feinen Kleinigkeiten, die zwei weibliche Models, ausstaffiert von der „Strumpfvitrine Hof“, auf den wohlproportionierten Leibern trugen. Zur Kunstausstellung, die am Mittwochabend vor viel Publikum in der Galerie im Theresienstein eröffnet wurde, passte ihr Auftritt insofern gut, als auch die „Engel“ und „Sofadamen“ auf den Bildern nicht mit optisch-erotischen Reizen geizen.
Freilich: Erotik, betont der 55-jährige Hesse Bodo W. Klös, der all die „radierten Träumchen“ geschaffen hat, sei nur eine von vielen Facetten seiner Kunst. Gern, mit Lust und Sorgfalt, wendet er sich auch jenen unscheinbaren Dingen zu – den Kröten und Käfern, den Früchten und Blumen –, die beim Spaziergang in Südfrankreich, seinem bevorzugten Fluchtort, am Wege liegen: „Natura Morte Cevenole“. Oder er freut sich über ein Spiel ins Ungewisse, dessen Regel darin besteht, eine Radierplatte zwischen dem eigenen Atelier und dem eines Künstlerfreundes mehrfach hin und her zu schicken. Das entzückende Ergebnis ist ein zwölfteiliger, mit dem Verschwinden von beinahe allem endender Zyklus: „Herr Konietschke und Herr Klös bitten zu Tisch“.
Es interessiere ihn, sagt Bodo W. Klös, zuerst und vor allem die Figuration. Also: die Dinge, die zum Leben gehören, zum Leben, das sich abspielt zwischen Eros und Thanatos. Darum zeichnet er mal den knackigen Hintern, mal den Tod, und manchmal beides zusammen: „Tod und Mädchen“, ein klassisches Thema. Er zeichnet akribisch das eine Detail und deutet das andere nur an, er inszeniert effektvoll mit Licht und Schatten, stellt mit einem Strich, der dynamisch ist und sensibel zugleich, das Delikate dar, unterfüttert es mit Spuren und Strukturen, mit Echos und abstrakt-malerischen Partien: ein Könner.
Aus einem schwarzen Klecks ist der Rabe entstanden, der den Künstler seit 1991 begleitet. Als Träger menschlicher Eigen- und Leidenschaften kann das Tier Weinflaschen öffnen, einen Bücherschatz hüten oder den Blick auf die Feinheiten eines nackten weiblichen Körpers richten. „3 Voyeurs“ heißt das Blatt, aber der Raben sind’s nur zwei. Wer ist der dritte? Wir selbst. Und wir sind es nur allzu gern. Von „Augenfreuden“ sprachen die Besucher der Vernissage; eine Dame, die vieles gesehen hat, urteilte, es sei „zum Staunen und auch amüsant“.
Von ganz anderer Art sind die Feinheiten, die der Kunstverein, parallel zur Klös-Schau, in seinem Kabinett präsentiert. Dort setzt der in Hof lebende Peter Schöffel, ein gebürtiger Tröstauer, die „Segel“ und steuert „am Wind“. International gefragt ist seine Glaskunst, deren Spektrum von spektakulären Farbornamenten („Psychedelic“) bis zu elegant-verspielten Vasen und Schalen reicht. „Alles Unikate“, sagt Schöffel, der bei der Herstellung farbliche Tendenzen vorgibt und den Zufall mitspielen lässt. Doch auch ohne Farbe gelingen ihm wunderbare Stücke, deren wunderbarstes „Babylon“ heißt und als Glasfaden aus dem Loch in einem Topf geflossen ist. Demnächst will Schöffel die experimentelle Technik auch für Schalen nutzbar machen. „Darin“, so weiß er, „steckt noch viel Potenzial.“
Bis zum 23. März; donnerstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr.